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Indirektes Feedback

Unter indirektem Feedback verstehe ich alle möglichen Informationen über den eigenen Tango, die man beim Tanzen nicht erhalten kann. Das kann z. B. das Anschauen eines Videos vom eigenen Tanzen sein, was fast immer eine extrem ernüchternde Erfahrung ist. Es kann einem viele Probleme mit dem eigenen Körper und der eigenen Psyche vor Augen führen, die durch direktes Feedback noch nicht ersichtlich sind. Wenn man sich aber zu sehr auf sein äußeres Erscheinungsbild als Feedback-Quelle konzentriert, kann man leicht in die Irre geführt werden. Das passiert vielen professionellen Tänzer*innen, aber auch einigen Amateuren – man beginnt, bestimmte Dinge zu tun, um „gut auszusehen“. Wenn gutes Aussehen wichtiger wird als sich gut zu fühlen, wird der eigene künstlerische Prozess korrumpiert, denn wahrhaft gutes Aussehen ist das Aussehen von jemandem, dessen Körper einfach gemäß seinem Design funktioniert, und dessen Tanz frei, harmonisch und voller Gefühl ist. Am besten ist es, sich auf das eigene Erleben des Tanzes und das des Partners oder der Partnerin zu konzentrieren und das Bild sein zu lassen, was es sein mag. Wenn man sich zu sehr an seinem Bild stört, bedeutet das, dass es irgendeine grobe Einschränkung in der eigenen Bewegung, der Partnerverbindung oder der eigenen Psyche gibt, die einem noch nicht durch direktes Feedback bewusst ist. Es ist ein Signal, dem eigenen Erleben mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn man aber anfängt, den Körper zu manipulieren, um besser auszusehen, ist man sicherlich auf dem falschen Weg.

Indirektes Feedback kann auch in Form von Meinungen anderer über einen selbst kommen. Die Anzahl der Tänzer*innen, die mit einem tanzen wollen, ist ein ziemlich guter Indikator für den eigenen Fortschritt. Weniger zuverlässig ist die Meinung von Nicht-Tänzer*innen, die einem beim Tanzen zusehen, denn der Schein kann trügen. Das ist bei vielen Profis der Fall, die vielleicht eine erfolgreiche Auftrittskarriere haben, aber auf der Tanzfläche nicht sonderlich gut sind. Im Allgemeinen ist all dieses Feedback dem direkten Feedback unterlegen. Es ist vor allem als Realitätscheck nützlich – um gewisse Illusionen über das eigene Tanzen aufzulösen, die sich manchmal aufbauen. Letztlich ist aber die Qualität der eigenen Erfahrung beim Tanzen als Indikator für den Fortschritt weit überlegen.